Pressemitteilung / 02.11.2023
Studie zeigt: Lichtverschmutzung nimmt
auch in Naturparken zu
Wie eine aktuelle Studie u. a. der Universität Wien zeigt, steigt die Lichtverschmutzung auch in vielen Naturparken Österreichs. Es handelt sich hierbei um ein Phänomen, welches sowohl der heimischen Flora und Fauna als auch uns Menschen zu schaffen macht
Auch wenn die größte Menge an künstlichem Licht bei Nacht speziell von dicht besiedelten, urbanen Gebieten ausgestrahlt wird, so ist dieses keineswegs auf diese beschränkt. Je nach atmosphärischen und meteorologischen Gegebenheiten, kann Licht sehr weite Strecken zurücklegen. So kommt es, dass auch scheinbar „dunkle“ Gebiete, die selbst wenig bis kein Licht erzeugen, vom Phänomen der Lichtverschmutzung betroffen sind. Als Beispiel gelten die österreichischen Naturparke, die nun in einer Studie von Dr. Stefan Wallner, Astrophysiker an der Universität Wien und der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, über Satellitendaten auf ihre Lichtmengen und deren Entwicklung untersucht wurden. „Konkretes Ziel war es, flächendeckend über Österreich die Naturparke und speziell ihre zehnjährige Veränderung in Lichtmengen zu beobachten. Dafür braucht es besonders viel Analyse, da dunkle Gebiete sehr viel schwieriger zu untersuchen sind“, so Wallner.
Die Studie zeigt, dass die Lichtverschmutzung in den Naturparken seit 2012 im Durchschnitt um 42 Prozent zugenommen hat. Dazu meint Wallner: „Die meist großen Zunahmen sind klar zu sehen und gut erklärbar: Dunkle Gebiete steigen in ihren Helligkeiten natürlich schneller, wenn auch nur wenige Lichtquellen installiert werden. Dennoch ist deutlich ersichtlich, dass das Wachstum in diesen Gebieten gegeben ist und hier ein klarer Handlungsbedarf besteht.“
Diesen Handlungsbedarf haben die Naturparke Österreichs schon frühzeitig erkannt. Denn Lichtverschmutzung ist aus naturschutzfachlicher Sicht ein großes Problem, das langsam ins Bewusstsein rückt. Gerade für Insekten, wie Nachtfalter, stellen Außenlichter eine massive Bedrohung dar. Angelockt vom Licht verlieren sie ihre Orientierung und umkreisen die Lichtquelle bis zur Erschöpfung oder gar dem Tod. Neben Insekten sind auch andere Tiere und Pflanzen durch das Ausbleiben der Finsternis bedroht. Daher widmen sich die Naturparke Österreichs seit Beginn dieses Jahres mit dem Projekt „Nachtlandschaften in Naturparken“ dem Schutz der Dunkelheit in ihren Regionen. Aufbauend auf den Erfahrungen in ausgewählten Modellregionen werden Möglichkeiten zur nächtlichen Lichtreduktion erarbeitet, die in weiterer Folge in allen 48 Naturparken und natürlich auch ihren Naturpark-Gemeinden und der Bevölkerung vor Ort umgesetzt werden können.
Ein Musterbeispiel für die erfolgreiche Eindämmung der Lichtverschmutzung ist der Naturpark und Österreichs bisher einziger zertifizierter
Sternenpark Attersee-Traunsee: Mit Eintreten der Dunkelheit wird hier einer der schönsten und klarsten Sternenhimmel des Landes sichtbar. Den Betrachtern wird dann einmal mehr klar, was es zu schützen gilt.
Naturparke im Überblick
In Österreich gibt es 48 Naturparke, die sich quer über das Land verteilen – vom Neusiedler See im Burgenland bis zur Nagelfluhkette in Vorarlberg. Zusammen haben sie eine Fläche von über 600.000 Hektar und werden jährlich von ca. 20 Mio. Menschen besucht. Naturparke sind geschützte Natur- und Kulturlandschaften und zeichnen sich durch ihre regionale Eigenart, die wohlausgewogene Nutzung, kulturelle Besonderheiten sowie ein breites Angebot an Möglichkeiten des Naturerlebens aus.
In den Naturparken engagieren sich viele unterschiedliche Akteur*innen für die Bewahrung der charakteristischen Landschaften und der darin beheimateten Tier- und Pflanzenwelt. So gibt es in Österreich insgesamt 178 zertifizierte Naturpark-Schulen und 88 Naturpark-Kindergärten. Auch 172 landwirtschaftliche Betriebe in diesen Regionen arbeiten auf Grundlage einer Vereinbarung eng mit den Naturpark-Managements zusammen und schreiben Nachhaltigkeit groß. Nicht zu vergessen sind die unzähligen Personen, die in der Naturvermittlung tätig sind oder sich in den Naturpark-Büros und Vereinen engagieren.